Dr. Jörg Klein (Göttingen)

Gleichheit für Tiere?

Eine Auseinandersetzung mit Peter Singers "Befreiung der Tiere"

Veröffentlicht in Aufklärung & Kritik 2/1999, S. 67-83


Ich möchte Ihnen heute ein philosophisches Buch vorstellen, Peter Singers Animal Liberation, übersetzt: Die Befreiung der Tiere, das vom moralischen Status der Tiere und ihrer Ausbeutung und Unterdrückung handelt. Ich möchte Sie mit dem Inhalt des Werks bekannt machen, mit seiner Wirkungsgeschichte – hierzu bemerkte ein Philosoph einmal: it helped change the world – und mit der aktuellen Diskussion um die in ihm vertretenen Thesen, wobei ich schwerpunktmäßig einen bestimmten Aspekt herausgreifen werde.

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Kurz einige bibliographische Daten: Die erste Auflage der Animal Liberation erschien 1975 in The New York Review of Books. Sie stellt in ihrem philosophischen Teil die Ausarbeitung eines gleichnamigen Essays desselben Autors dar, der zwei Jahre zuvor, ebenfalls in The New York Review, erschienen war. Der Autor Peter Singer, Jahrgang 1946, war zum Zeitpunkt der Bucherscheinung Professor für Philosophie in New York und nahm bald darauf einen Ruf an die Monash University in Melbourne, Australien, an, wo er zur Zeit noch lehrt. Im Sommer dieses Jahres wird Singer eine Professur an der Princeton University in New Jersey antreten. Eine ins Deutsche übersetzte Ausgabe erschien 1982 in kleiner Auflage bei Hirthammer in München. 1990 kam eine vom Autor überarbeitete Neuausgabe der Animal Liberation bei Thorsons heraus, die sechs Jahre später, 1996, als Rowohlt-Taschenbuch auf Deutsch unter dem Titel Animal Liberation. Die Befreiung der Tiere erschien und zur Zeit bei uns im Handel erhältlich ist.(1)

Peter Singer ist ein so klar schreibender und zugleich didaktisch brillianter Autor, daß ich ihn zur Darstellung der philosophischen Absichten und Grundgedanken der Animal Liberation nach Möglichkeit selbst zu Wort kommen lassen möchte. So können Sie sich am besten einen Eindruck davon verschaffen, welche Faszination von diesem Werk für viele Menschen in den letzten zweieinhalb Jahrzehnten ausgegangen ist. Das Vorwort zur ersten Ausgabe – wir schreiben das Jahr 1975 – beginnt mit den folgenden Worten:

"Das Thema dieses Buches ist die Tyrannei der Menschen über nichtmenschliche Tiere. Das Ausmaß von Schmerzen und Leid, das diese Tyrannei in der Vergangenheit verursacht hat und noch heute verursacht, kann nur mit dem Leid verglichen werden, das die jahrhundertelange Tyrannei der Weißen über die Schwarzen bedeutet hat. Der Kampf gegen diese Tyrannei ist genauso wichtig wie jede moralische und soziale Frage, um die in der jüngeren Vergangenheit gestritten wurde.

Viele Leser und Leserinnen werden das, was sie gerade gelesen haben für eine maßlose Übertreibung halten. Noch vor fünf Jahren hätte ich selbst über die Aussagen gelacht, die ich jetzt völlig ernsthaft niedergeschrieben habe." Und einige Sätze weiter: "Ich bitte Sie nur darum, Ihr Urteil erst zu fällen, nachdem Sie das Buch gelesen haben." (7)

Im weiteren Verlauf des Vorworts schildert der Autor ein Gespräch, das er und seine Frau, als er gerade angefangen hatte, sein Buch niederzuschreiben, mit einer englischen Tierliebhaberin geführt hatten: "‘Ich liebe Tiere’, begann sie zu erzählen. ‘Ich habe einen Hund und zwei Katzen, und Sie können sich gar nicht vorstellen, wie wunderbar sie sich miteinander vertragen. Kennen Sie Mrs. Scott? Sie hat ein kleines Krankenhaus für kranke Haustiere’, und so ging es weiter...

Wir versuchten, ihr zu erklären, daß uns die Verhinderung von Leid und Elend interessierte, daß wir gegen willkürliche Diskriminierung waren, daß wir es für falsch hielten, einem anderen Lebewesen unnötiges Leid aufzuerlegen, auch wenn es nicht zu unserer eigenen Spezies gehört, und daß wir glaubten, daß viele Tiere von den Menschen rücksichtslos und grausam ausgebeutet würden, und daß wir wollten, daß sich das ändert. Darüber hinaus, sagten wir, würden wir uns nicht sonderlich für Tiere ‘interessieren’. Wir hatten beide niemals eine besondere Vorliebe für Hunde, Katzen oder Pferde entwickelt, wie das für viele Leute der Fall ist. Wir ‘lieben’ Tiere nicht." (8)

Zur Verdeutlichung dieses Gedankens heißt es weiter: "Wer...würde wohl unterstellen, daß man mißhandelte Minderheiten lieben muß oder sie knuddelig zu finden hat, um sich für ihr Recht auf Gleichheit einzusetzen? Warum sollten wir also so etwas bei Menschen annehmen, die sich für die Verbesserung der Lebensbedingungen der Tiere einsetzen?" (9)

Weiter macht der Autor klar, daß er gängige Unterscheidungen, wie sie zwischen Menschen und Tieren und zwischen den verschiedenen Tierarten getroffen werden, ablehnt: "Ich kann mich über das Schlachten von Pferden oder Hunden zur Fleischgewinnung nicht mehr aufregen als über das Schlachten von Schweinen." (10) Sein Buch sei "der Versuch, die Frage wie wir mit nichtmenschlichen Tieren umgehen sollten, sorgfältig und in sich widerspruchsfrei zu durchdenken" (10). Die eigentliche Rechtfertigung für den Widerstand sowohl gegen erzwungene Menschenversuche von Nazi-Ärzten als auch gegen Tierexperimente berufe sich, so Singer, "vielmehr auf grundlegende moralische Prinzipien, die wir alle akzeptieren, und es ist eine Forderung der Vernunft und nicht des Gefühls, diese Prinzipien auf die Opfer beider Arten von Experimenten anzuwenden" (10f.).

Zum Titel seines Buches, Die Befreiung der Tiere, merkt der Autor an: "Eine Befreiungsbewegung ist eine Forderung danach, Vorurteile und Diskriminierungen aufzugeben, die auf willkürlichen Merkmalen wie Rasse oder Geschlecht beruhen." (11) Später wird Singer noch öfter ausführen, daß die Spezieszugehörigkeit ebenso ein willkürliches Merkmal ist, wenn es um die Frage geht, ob wir einem Lebewesen Leiden zufügen dürfen. So wie vergangene Befreiungsbewegungen sich gegen Rassisten und Sexisten wandten, richtet sich die Befreiung der Tiere gegen Speziesisten.

Das erste Kapitel, "Alle Tiere sind gleich", enthält das moralphilosophische Konzept Singers. Der Autor beginnt mit der Frage, was es bedeuten soll, wenn wir sagen, daß alle Menschen gleich sind. Offensichtlich sind Menschen nach Körpergröße, Hautfarbe, intellektuellen und moralischen Fähigkeiten, ihren Neigungen und Bedürfnissen verschieden, also faktisch ungleich. Das Prinzip der Gleichheit aller Menschen kann demnach keine Beschreibung sein, sondern würde vielmehr eine Forderung enthalten, nämlich die Forderung, so Singer, nach gleicher Berücksichtigung der Interessen aller.

Die Idee des Gleichheitsprinzips hat Singer aus der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung übernommen. Sein revolutionärer Schritt ist die Einbeziehung der Tiere in den Anwendungsbereich dieses Prinzips: "...die Berücksichtigung der Interessen eines jeweiligen Lebewesens, was auch immer diese Interessen sein mögen – muß gemäß dem Prinzip der Gleichheit auf alle Lebewesen ausgedehnt werden, ganz gleich, ob sie schwarz oder weiß sind, männlich oder weiblich, menschlich oder nichtmenschlich." (33)

Welche Lebewesen oder auch andere Entitäten haben aber Interessen und damit einen Anspruch auf deren Berücksichtigung? Hier zitiert Singer den englischen Philosophen des vorigen Jahrhunderts Jeremy Bentham. Der berühmte Utilitarist sagte zu dem Problem, wie Lebewesen beschaffen sein müßten, damit ihnen Rechte eingeräumt werden können, Folgendes: "Die Frage ist nicht: Können sie denken? Oder: Können Sie sprechen?, sondern: Können sie leiden?" (36)

Die Fähigkeit, zu leiden oder sich wohlzufühlen, ist für Singer eine Minimalbedingung für das Haben von Interessen, weil Lebewesen, die leiden können, mindestens ein Interesse daran haben, nicht zu leiden. Dagegen wäre es, so Singer, "Unsinn zu sagen, es verstoße gegen die Interessen eines Steins, wenn ein Schuljunge ihn die Straße entlang kickt. Ein Stein hat keine Interessen, denn er kann nicht leiden" (36).

Die philosophische Position, alle leidensfähigen Lebewesen – nicht jedoch andere Entitäten – moralisch direkt berücksichtigenswert zu finden, wird inzwischen verbreitet als Pathozentrismus bezeichnet und findet mittlerweile breite Zustimmung in der modernen Ethik. Theoretisch könnte man innerhalb des pathozentrischen Ansatzes Unterschiede machen je nachdem, welche Art von Lebewesen leidet, könnte somit das Leiden von Tieren zwar bedauerlich finden und nach Möglichkeit vermeiden wollen, aber nicht im selben Maße, wie man das Leiden von Menschen berücksichtigen, lindern oder aufheben möchte. Der Kerngedanke der Animal Liberation ist jedoch: "Schmerzen von gleicher Intensität und Dauer sind gleich schlimm, ob sie nun von Menschen oder von Tieren empfunden werden." (49) Oder: "Wie auch immer ein Wesen beschaffen sein mag, das Prinzip der Gleichheit verlangt, daß...sein Leiden genauso zählt wie ein entsprechendes Leiden irgendeines anderen Wesens." (37)

Nach der Explikation seines Kerngedankens wendet sich Singer gegen die auf den französischen Philosophen Descartes zurückgehende Auffassung, daß Tiere schmerzunempfindliche Automaten seien und zählt die – heute in der Ethologie und Tiermedizin weithin als richtig angesehenen – Argumente auf, daß zumindest Wirbeltiere Schmerzen und andere Formen von Leiden kennen und daß wir auch Indizien für die Stärke der jeweiligen Leidenszustände haben.

Singer schließt das Kapitel mit einem unerwarteten, nach dem bisher Gesagten verblüffenden und später noch viel diskutierten Gedanken ab. Auch wenn gleich starkes Leiden als gleich schlimm anzusehen sei, würde dies nicht bedeuten, daß auch der Lebenswert der betreffenden Individuen gleich hoch sei. Die Frage des Tötens sei eine andere als die des Zufügens von Leiden. Lebewesen mit Selbstbewußtsein und bewußten zukunftsgerichteten Interessen besäßen ein wertvolleres Leben als nur fühlende, noch nicht über Selbstbewußtsein verfügende und mehr nur dem Augenblick verhaftete Lebewesen. Töten, wenn es schmerzlos geschieht, stelle ein klares Unrecht nur gegenüber selbstbewußten Lebewesen dar, Lebewesen, die Singer später, angeregt durch Michael Tooleys (1972) sensationelle Arbeit "Abortion and Infanticide", Personen nennen wird.

Die Grenze zwischen personalem und nichtpersonalem Leben verläuft jedoch für Singer nicht zwischen Mensch und Tier. Höherentwickelte Tiere können Singer zufolge über Personeneigenschaften verfügen, wohingegen neugeborene oder geistig schwerstbehinderte Menschen sie nicht haben.

Die Frage nach dem Lebenswert von Lebewesen bleibt jedoch in der Animal Liberation, im Gegensatz zu nachfolgenden Arbeiten Singers, im Hintergrund. Die Animal Liberation propagiert vor allem das Prinzip der gleichen Berücksichtigung gleich starken Leidens.

Das zweite Kapitel, das etwa hundert Seiten umfaßt, schildert die Situation der Tiere in den Forschungslabors. Die Fakten sind wohlrecherchiert und überaus bedrückend, zum einen wegen des Leidens der Tiere, zum anderen, weil die mit den Versuchen erzielten Ergebnisse "trivial, selbstverständlich oder bedeutungslos" (95) waren oder "uns wissenschaftlich verbrämt sagen, was wir sowieso schon wußten und was mit ein bißchen Nachdenken auf viel weniger schmerzhafte Weise hätte herausgefunden werden können" (95f.).

Der Leser erfährt z.B. von einer Versuchsreihe über die Auswirkungen von Hitze auf den Organismus von Säugetieren, die sich von 1880 bis in die 70er Jahre unseres Jahrhunderts erstreckt. Da werden Kaninchen, Hunde, Katzen auf heißes Ziegelsteinpflaster oder in strahlenbeheizte Kammern gesetzt, um ihr Verhalten und ihre physiologischen Reaktionen zu studieren, während sie den Hitzetod sterben. Die Untersuchungsergebnisse, aus denen Singer zitiert, sagen aber nichts, was man nicht schon wußte oder hätte wissen oder sich denken können. So bekam man z.B. heraus, daß ein kühler Lufthauch den Tieren dann Linderung verschafft, wenn ihre Körpertemperatur stark erhöht ist.

Wie an einigen Stellen des Werkes deutlich wird, lehnt Singer Tierversuche nicht prinzipiell ab. Zwar schildert er keinen einzigen Tierversuch, der seiner Auffassung nach gerechtfertigt wäre. Doch konfrontiert er den Leser mit dem Argument eines Tierexperimentators, ob man denn auch dann ein Tierversuchsgegner bleiben wolle, wenn mit einem einzigen Experiment tausende Menschenleben gerettet werden könnten. Nachdem er das Hypothetische und Irreale des Falles betont hat, befindet Singer, daß ein solcher Versuch verteidigenswert sei, fügt aber hinzu, daß "ein Experiment nicht gerechtfertigt werden [kann], wenn es nicht wichtig genug ist, um auch die Verwendung eines hirngeschädigten Menschen zu rechtfertigen" (142). Da Letzterer auf dem gleichen geistigen Niveau wie das herangezogene Tier stehe, sei es Willkür, hier einen Unterschied zu machen. Er, Singer, könne sich nicht vorstellen, daß man die in seinem Buch geschilderten Versuche an einem hirngeschädigten Menschen vornehmen wolle.

Das Argument, es handele sich um eine willkürliche und nicht zu rechtfertigende Ungleichbehandlung, wenn auf Menschen und Tiere desselben geistigen Niveaus ungleiche Rücksicht genommen wird, ging später als das Argument der Grenzfälle (argument from human marginal cases) in die weitere philosophische Debatte ein. Die Namensgebung stammt von dem kanadischen Philosophen Jan Narvison (1977).

Das dritte Kapitel, "In der Tierfabrik", schildert Haltung, Transport und Schlachtung der Tiere unter den Bedingungen der modernen landwirtschaftlichen Intensivhaltung. Hier heißt es zu Beginn: "Die Benutzung und der Mißbrauch von Tieren im Zusammenhang mit der Nahrungserzeugung übersteigen rein nach der Zahl der betroffenen Tiere bei weitem jede andere Art von Mißhandlung. Mehr als 100 Millionen Kühe, Schweine und Schafe werden in den Vereinigten Staaten jährlich aufgezogen und geschlachtet, und bei Geflügel erreicht die Zahl die unglaubliche Höhe von fünf Milliarden." (165)

Singer zeigt auf, daß Kühe, Kälber, Schweine und Geflügel in den modernen Tierfabriken von der Geburt bis zur Schlachtung ein elendes Leben führen. Im nachfolgenden vierten Kapitel über "Die Entscheidung zur vegetarischen Lebensweise" plädiert Singer nachdrücklich dafür, den Konsum von Fleisch ganz einzustellen. Hierfür nennt er drei Gründe. Erstens würden Tiere, die wir nur halten, um sie schließlich zu verspeisen, lediglich zu unseren Zwecken existieren, so daß wir sie unweigerlich als bloße Dinge ansehen lernen mit dem Effekt, daß wir sie auch entsprechend behandeln – ein Grund, den Singer selbst als einen psychologischen bezeichnet. Zweitens sei es in der Praxis unmöglich, Tiere in großer Zahl aufzuziehen und zu schlachten, ohne ihnen großes Leiden zuzufügen. Im Falle artgerechter Haltung und schmerzfreier Tötung würde Fleisch zu einer Delikatesse, die sich nur die Reichen leisten könnten. Drittens könnte durch die im Vergleich zur Fleischerzeugung ökonomisch viel rentablere Erzeugung pflanzlicher Lebensmittel der Hunger in der Dritten Welt bekämpft werden.

Daß auch die schmerzfreie Tötung eines zuvor artgerecht gehaltenen Tieres ein an diesem Tier begangenes Unrecht sei, wird dagegen mehrfach explizit infrage gestellt. Es seien vielmehr die gerade genannten praktischen Probleme, eine solche Tierhaltung und -tötung auf ökonomisch effiziente Weise durchzuführen, die sich einstellende Sichtweise der Tiere als Dinge mit den daraus resultierenden Folgen für die Behandlung der Tiere und, als letzter Grund, der Hunger der Menschen in der Dritten Welt, weshalb in jedem Fall auf fleischliche Ernährung verzichten werden sollte. (In späteren Veröffentlichungen, insbesondere seiner berühmten Praktischen Ethik (1994), wird Singer allerdings die Auffassung vertreten, daß womöglich alle Säugetiere und Vögel Personen sind und wir ihnen deshalb ein echtes Lebensrecht zukommen lassen sollten.)

Das folgende Kapitel hat historische, das nachfolgende letzte Kapitel gegenwärtige Versuche zum Gegenstand, die Tiernutzung durch den Menschen zu rechtfertigen. Für Singer bedeutet dies, eine Unrechtsideologie zu analysieren, die er – in Anlehnung an Richard D. Ryder, der diesen Begriff 1970 geprägt hatte – Speziesismus nennt. Hochinteressant ist die im letzten Kapitel geführte Diskussion der Einwände, die man gegen sein Befreiungskonzept erheben könnte. Müßten wir, dem Gleichheitsprinzip folgend, nicht auch allen wildlebenden Tieren beistehen, die leiden? Würden wir hierbei aber nicht an der schieren Zahl leidender Tiere der Wildnis scheitern als auch daran, daß wir der Gazelle doch nur helfen können, indem wir dem Löwen schaden? Ja, wäre nicht die landwirtschaftliche Nutztierhaltung dadurch gerechtfertigt, daß die Tiere auch in Freiheit vielen Belastungen und Gefahren ausgesetzt sind? Mit welchem Recht könnten wir, bei Akzeptanz des Gleichheitsprinzips, weiterhin Schädlinge bekämpfen?

Singers Erwiderung in Kürze: Er anerkenne, daß die Existenz fleischessender Tiere die Ethik der Tierbefreiung vor ein Problem stelle. Doch könnten wir die Kreisläufe der Natur nicht verändern und sollten deshalb die wildlebenden Tiere vor allem in Ruhe lassen. Die Tiere in den Tierfabriken würden in jedem Fall mehr leiden als ihre freilebenden Artgenossen. Außerdem ginge es nicht darum, sie freizulassen, sondern sie nicht weiter zu züchten. Gegen Schädlinge dürften wir uns zur Wehr setzen, da wir ein Recht haben, unser Gut und unser Leben im Falle von Bedrohungen und Angriffen zu schützen.

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Soviel zum Inhalt des Buches, das ich im Folgenden einer kritischen Würdigung unterziehen möchte. Singers Buch ist verständlich und lebendig geschrieben – alles andere als eine Selbstverständlichkeit bei einem Werk der Philosophie – und trotz des leidenschaftlichen Wunsches des Autors nach Beendigung der an Tieren verübten Grausamkeiten sachlich in seiner Argumentation. Es ist voller bedrückender Details über das versteckte Leiden der Tiere, Details, die zusammenzustellen und auszusprechen in den 70er Jahren noch eine Pioniertat war.

Auch wer Singers Forderung nach gleicher Interessenberücksichtigung bei Menschen und Tieren nicht beipflichten mag, kann dem Buch eine wichtige Einsicht entnehmen, nämlich die, daß Tiere leiden können und nicht Dinge sind, mit denen wir nach Gutdünken umgehen dürfen. Der Gedanke, daß Tiere ähnlich wie Menschen an Bewegungseinschränkungen, Schmerzen, Angst, Einsamkeit oder Langeweile leiden können, rückt sie uns nahe und drängt uns zu moralischen Konsequenzen. Diejenigen Leser, die Singer nicht überzeugt, läßt er nachdenklich, zumeist sehr nachdenklich zurück.

Auch vor der Animal Liberation hatte es einige Werke gegeben, in denen für Tierrechte argumentiert wurde. Sie stammen interessanterweise zumeist entweder aus den Jahren direkt vor Erscheinen der Animal Liberation oder aus dem 19. Jahrhundert (wie z.B. Henry Salts Animals‘ Rights von 1892). Keines dieser Bücher ist ähnlich systematisch oder konnte ähnlich große Bekanntheit erlangen. Die betreffenden Werke aus dem vorigen Jahrhundert waren zudem vollständig vergessen worden. Verschiedene Ideen hat Singer von anderen Philosophen übernommen, was er leider in der Animal Liberation selbst nicht immer deutlich macht. Auch wenn wir diese Anleihen in Rechnung stellen, bleibt die Animal Liberation ein Werk von hoher Originalität, wegen seines Grundgedankens, seiner Zusammenstellung und Verknüpfung von Ideen und der Kraft der Darstellung.

Die Wirkung der Animal Liberation auf die akademische Diskussion und auf öffentlich-politische Fragen des Tierschutzes ist außerordentlich groß gewesen. Der amerikanische Philosoph David DeGrazia (1992:44) meint zu Singers Buch lapidar: "it helped change the world" (es trug dazu bei, die Welt zu verändern). Dies gilt am deutlichsten für den Bereich der philosophisch-akademischen Diskussion. Viele weitere tierphilosophische Texte sind seither erschienen – darunter bedeutende Arbeiten z.B. von Tom Regan, Steve Sapontzis, Mary Midgley, Rosemary Rodd, Bernard Rollin, James Rachels, David DeGrazia, im deutschsprachigen Raum z.B. die Arbeiten von Gotthard M. Teutsch, Ursula Wolf und Jean-Claude Wolf –, in denen teils in Anlehnung an Singer, teils in Abgrenzung zu ihm, aber fast immer auf ihn bezugnehmend argumentiert wird. Tiere sind zu einem wichtigen Thema der Philosophie geworden.

Auch politische Wirkungen waren der Animal Liberation beschieden. Mit Sicherheit hatte sie einen bedeutenden Einfluß auf das Erstarken der Tierrechtsbewegung, die sich in den frühen 70ern in den USA und England konstituiert hatte. Anders als der traditionelle Tierschutz zielt die Tierrechtsbewegung auf die Einstellung aller Tierversuche und aller kommerziellen Tierhaltung und -tötung für Fleisch-, Leder- oder Pelzgewinnung, wobei ihre Aktivisten zur Erreichung dieser Ziele nicht nur legale Wege einschlagen. Zuweilen wird Singers Buch als die Bibel der Tierrechtsbewegung bezeichnet.

Sicher hat die durch Singers Buch ausgelöste Diskussion auch mit dazu beigetragen, daß in verschiedenen Industrieländern der westlichen Welt Gesetzesreformen zur Verbesserung der Situation der Tiere eingeführt wurden. (Einen Teil dieser Reformen würdigt Singer selbst in der überarbeiteten Neuausgabe der Animal Liberation von 1990.) Tierversuche, wie Singer sie schildert, dürften heute in Deutschland die Ausnahme sein, nicht zuletzt aufgrund strenger gesetzlicher Regelungen.

Ein interessantes Schlaglicht dürfte hier sein, daß zur Zeit in Neuseeland ein Gesetz diskutiert wird, in dem Menschenaffen einige der menschlichen Grundrechte zugesprochen werden sollen (z.B. soll man sie nicht mehr töten oder zu Zwangsversuchen heranziehen dürfen). Dies ist auf die Arbeit des Great Ape Project zurückzuführen, einer Organisation, die von Singer und der Italienerin Paola Cavalieri zur Durchsetzung von Menschenrechten für Menschenaffen gegründet wurde (Cavalieri/Singer 1993).

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Wovon ich bisher nicht gesprochen habe: Die Animal Liberation ist seit ihrem Erscheinen auch auf vielfältige Kritik gestoßen, übrigens gerade aus dem Lager der Tierrechtsphilosophinnen und -philosophen selbst. Einwände beziehen sich darauf, daß Singer von unzulässigen Mensch-Tier-Ähnlichkeiten ausgehen oder im Gegenteil die Tiere nicht zur Genüge gleichstellen würde. Andere Kritiken behaupten, daß es unmöglich sei, Singers zentrale Gleichheitsforderung in die Praxis umzusetzen, oder problematisieren seinen philosophischen Ansatz, dem es an Plausibilität fehlen würde. Unterschiedliche Ansichten bestehen auch darüber, was Singer wirklich gemeint hat und welche Folgen die praktische Umsetzung seines Moralkonzeptes haben würde.

Im Folgenden möchte ich einen Überblick über einige der wichtigsten und m.E. stärksten Einwände geben, ohne jedoch ins Einzelne zu gehen. Nur einen bestimmten Punkt, der mir zur Zeit am interessantesten erscheint, möchte ich anschließend näher diskutieren.

3.1 Auf viel Kritik (Regan 1983; Rodd 1990; Wolf: 1994a, 1994b, 1995; Teutsch 1994/95; DeGrazia 1996; Klein 1998a, 1998b) ist Singers These gestoßen, daß die schmerzlose Tötung von empfindungsfähigen, aber noch nicht über Selbstbewußtsein verfügenden Lebewesen moralisch relativ unproblematisch sei – in der Tat ein gewöhnungsbedürftiger Gedanke, wenn er von einem Autor vorgetragen wird, der dafür eintritt, daß das Leiden solcher Lebewesen genauso zählen soll wie das aller anderen.

Für Singer besteht hier jedoch kein Widerspruch. Nach seinem interessenorientierten Ansatz ist eine schmerzlose Tötung nur dann verwerflich, wenn sie zukunftsgerichete Wünsche und Pläne des Opfers durchkreuzt. Jede moralische Verwerflichkeit besteht für Singer in einer Interessendurchkreuzung. Wenn Tiere über keine Zukunftsvorstellungen verfügen, würde ihre Tötung auch keine ihrer Interessen verletzen. Liegt aber, können wir fragen, der Lebenswert individuellen Bewußtseins einzig in seiner Zukunftsorientierung? Wir Menschen jedenfalls wertschätzen auch unser Augenblicks- und Gegenwartserleben.

3.2 Singers Betonung der Mensch-Tier-Gleichheiten ist geeignet, darüber hinwegzutäuschen, daß Tiere nach wie vor für uns weithin fremdartige und noch unbekannte Geschöpfe sind. Wie weit die Empfindungsfähigkeit der Tiere in der scala naturae zurückreicht und in welchem Ausmaß Tiere bewußt erleben, ist nach wie vor wenig geklärt. Nun fordert Singer in der Praktischen Ethik – seinem berühmtesten Werk neben der Animal Liberation – auch noch, nach dem Zweifelsprinzip zu verfahren: also Tiere, die vielleicht empfinden, ganz so zu behandeln wie Tiere, von denen wir dies mit großer Sicherheit annehmen können. Die kalifornische Philosophin Mary Anne Warren (1987, 1992) schlägt hier die Alternative vor, uns im Zweifelsfall nach der Stärke der Zweifel zu richten.

3.3 Die britische Philosophin Mary Midgley (1983) kritisierte als eine der ersten Singers Vorstellung, das Gleichheitsprinzip zur alleingültigen Richtschnur moralischen Handelns zu erheben. Die Pflichten, die wir gegenüber unserem eigenen Kind haben, sind stärker als die gegenüber dem Kind des Nachbarn, und letztere wiederum stärker als die gegenüber irgendeinem fremden Kind. Es sind unsere Natur und die für unsere Spezies typischen sozialen und emotionalen Bindungen, die es notwendig machen, unsere Verantwortlichkeiten, Rücksichtnahmen und Hilfeleistungen, zumindest auch, nach dem Prinzip der Nähe zu gestalten.

Mary Midgley wirft dann noch die Frage auf, ob wir uns nicht generell anderen Menschen näher fühlen als Tieren und aus diesem Grund berechtigt seien, in Konfliktfällen, bei denen ähnlich starke Interessen von Menschen und Tieren auf dem Spiel stehen, zugunsten unserer eigenen Spezies parteiisch zu sein. Doch führt sie selbst an, daß manche sehr tierliebende Menschen sich Tieren mehr verbunden fühlen als ihren Mitmenschen, und viele Menschen fühlen sich Tieren oder bestimmten Tieren näher als bestimmten Menschen oder Menschengruppen, insbesondere fremden, verhaßten oder verachteten Menschen.

3.4 Das Gleichheitsprinzip selbst enthält noch keine Forderung, in welchem Ausmaß die Interessen von Lebewesen zu berücksichtigen sind. In der Animal Liberation geht Singer davon aus, daß die an Tieren verübte Grausamkeit zur Genüge zurückgedrängt würde, wenn wir die Interessen der Tiere im selben Ausmaß berücksichtigen wie die von Menschen. In nachfolgenden Veröffentlichungen, besonders in der Praktischen Ethik, führt Singer, der utilitaristischen Tradition folgend, eine weitere Handlungsmaxime ein, die auch das Ausmaß der Interessenberücksichtigung festlegt: Handle so, daß möglichst viele Bedürfnisse und Präferenzen von Lebewesen – einschließlich der eigenen, die aber nicht mehr zählen als die anderer – erfüllt werden bzw. möglichst viel Leiden auf der Welt vermieden wird. Ziel moralischen Handelns ist die Maximierung von Glück (Bedürfnisbefriedigung, Wunscherfüllung) und die Minimierung von Leiden.

Spätestens diese Position wird nun von vielen nicht-utilitaristischen Philosophen explizit kritisiert (z.B. Williams 1979; Regan 1988; Carruthers 1992; Narveson 1983, 1993; Dahl 1999). Gemeinsam ist den meisten dieser Kritiker das Argument, daß uns die Einhaltung einer solchen Maxime schlicht und einfach überfordern würde. Häufig wird argumentiert, daß Rechte ihrem Wesen nach Trümpfe gegen die Bedürfnisse anderer sind und Rechtsgüter eben nicht zur Disposition stehen, weil es irgendwen gibt, der ein stärkeres Bedürfnis nach ihnen hat als ihr Besitzer. Viele Utilitarismus-kritische Philosophen meinen, daß Tiere, wenn überhaupt, dann nicht dieselben Rechte oder denselben moralischen Status erhalten können wie Menschen, weil sie nicht vertragsfähig sind und keine Pflichten übernehmen können.

3.5 Ich komme zum angekündigten letzten Punkt, an dessen Anfang ich zwei markante Zitate setzen möchte. Das erste stammt von dem Amerikaner Tom Regan (1983: 226), dem bekanntesten Tierrechtsphilosophen neben Peter Singer: "A position like Singer’s can allow the very thing it ostensibly rules out – namely speciesism." (Eine Position wie die von Singer ermöglicht genau das, was sie so nachdrücklich zu verhindern sucht: den Speziesismus.) Das zweite Zitat ist von dem amerikanischen Philosophen – kein Tierrechtsphilosoph – Gary E. Varner (1994: 25): "The author of the bible of the animal rights movement is not an animal rights‘ theorist at all." (Der Autor der Bibel der Tierrechtsbewegung ist überhaupt kein Tierrechtstheoretiker.)

In der Tat, ob man es nun als Tierrechtler bedauert oder vom Standpunkt des Nicht-Tierrechtlers aus begrüßt, Singers Ethikkonzept ist mit vielen Formen menschlicher Tiernutzung, die mit Leiden und Sterben von Tieren verbunden sind, vereinbar, auch wenn die Singersche Rhetorik das Gegenteil nahelegt. Hierzu die folgenden Erläuterungen.

3.5.1 Singers utilitaristischer Ansatz ist prinzipiell unvereinbar mit einem rigorosen Vegetarismus oder einer rigorosen Tierversuchsgegnerschaft. Dies hängt damit zusammen, daß der Utilitarist jede Einzelfallbeurteilung von einem Folgenkalkül abhängig macht: Diejenige Handlung soll anderen vorgezogen werden, durch die im Ergebnis der größte Gesamtnutzen oder das größte Gesamtglück erzielt wird. Eine solche Handlung kann aber gerade zum Nachteil einzelner ausschlagen.

Würde man durch einen qualvollen Tierversuch tausende Menschenleben retten können, meint Singer in der Animal Liberation, wäre der betreffende Versuch gerechtfertigt. In seinem 1985 veröffentlichten Aufsatz Ten years of Animal Liberation äußert sich Singer ganz prinzipiell (51): "Utilitarianism cannot provide a basis for any absolute obligation to become a vegetarian...But this merely because utilitarians cannot believe in absolute moral prohibitions of any sort." (Der Utilitarismus ist keine Basis für eine absolute Verpflichtung, Vegetarier zu werden...Doch dies nur deshalb, weil Utilitaristen nichts von absoluten Verboten halten, egal welcher Art.)

3.5.2 Nach welcher Regel aber ist zu verfahren, wenn es kein absolutes Verbot für Tierversuche, Fleischkonsum und andere Formen von mit Leiden verbundenen Tiernutzungen geben soll? Die betreffende Regel ist problemlos aus der utilitaristischen Grundmaxime ableitbar und lautet, daß alle Tiernutzung gerechtfertigt ist, durch die in der Bilanz mehr Leiden verhindert als verursacht bzw. mehr Interessenbefriedigung und Glück ermöglicht als verhindert wird. Eine erste Vermutung mag dahin gehen, daß einer an dieser Regel sich orientierenden Tiernutzung enge Grenzen gesetzt sind, da wir ja bei der ethischen Abwägung den Interessen und dem Leiden der Tiere dasselbe Gewicht zu geben haben wie menschlichen Interessen und menschlichem Leiden. Bei näherer Betrachtung aber ergibt sich ein anderes Bild. Um dies darzulegen, muß ich ein wenig ausholen.

Einige Singer-Kritiker halten es für widersprüchlich, wenn Singer das Leiden von Tieren und Menschen gleich bewerten möchte, das Leben normaler Menschen – wegen ihres Selbstbewußtseins, ihrer Fähigkeit, die Zukunft zu planen u.a.m. – jedoch für höherwertiger als das von Tieren einschätzt. Schon Ende der 70er Jahre formulierte Bonnie Steinbock (1978: 254): "But I doubt that the value of an entity’s life can be seperated from the value of its suffering in this way. If we value the lives of human beings more than the lives of animals, this is because we value certain capacities that human beings have and animals do not. But freedom from suffering is, in general, a minimal condition for exercising these capacities, for living a fully human life. ...That is why we regard human suffering as more deplorable than comparable animal suffering." (Aber ich bezweifle, daß der Lebenswert einer Entität in dieser Weise von ihrem Leiden losgelöst gesehen werden kann. Wenn wir das Leben von Menschen höher schätzen als das von Tieren, dann doch deshalb, weil wir bestimmte Fähigkeiten positiv bewerten, die Menschen haben und Tiere nicht. Doch Freiheit von Leiden ist eine minimale Bedingung dafür, diese Fähigkeiten auszuüben, wenn man ein erfülltes menschliches Leben führen möchte... Aus diesem Grund betrachten wir menschliches Leiden als weit bedauernswerter als vergleichbares Tierleiden.)

Hat Singer einen so grundlegenden Fehler begangen, daß seine beiden Grundpostulate, nach denen Leiden gleich, aber Leben ungleich zu bewerten ist, nicht in Einklang zu bringen sind? Es läßt sich ein Gegeneinwand formulieren, leider verliert dadurch Singers Gleichheitsprinzip viel von seinem revolutionären Impetus.

Singer selbst hat diesen Einwand inzwischen in dem jüngst erschienen Buch Singer and His Critics (Jamieson 1999) vorgetragen, das eine Reihe von Singer-Kritiken und seine eigene Replik enthält. In diesem Buch schreibt der Philosoph Arnison (1999: 105), daß wir nach Singer, wenn wir vor der Wahl stünden, entweder bei einem Kind starke Zahnschmerzen zu verursachen oder aber etwas stärkere Zahnschmerzen bei dem Jungen einer Ratte, uns für ersteres zu entscheiden hätten. Dies aber sei eine Ohrfeige für jeglichen gesunden Menschenverstand. Singer (1999: 294f.) entgegnet hierauf: "...we should take into account other interests beyond the interest in not experiencing the pain of a toothache: the child’s interest in being able to attend school, or the interests of the parents in not seeing her child in pain. These other interests will sometimes, but not always, tilt the balance in a different direction from where it would lie if we were to consider only the severety of the physical pain." (Wir müssen noch andere Interessen mitbeachten neben dem Interesse, keine Zahnschmerzen zu haben: das Interesse des Kindes, in der Lage zu sein, die Schule zu besuchen, oder die Interessen der Eltern, ihr Kind nicht an Schmerzen leiden zu sehen. Diese anderen Interessen dürften manchmal, nicht aber immer, ein anderes Schwergewicht setzen, als es der Fall sein würde, wenn wir nur die Qual der physischen Schmerzen im Auge behalten.)

Interessant ist, daß Singer, wenn er sagt, daß Schmerzen Schmerzen sind und deshalb, unabhängig von der Spezieszugehörigkeit, auch gleich berücksichtigenswert seien, öfter – bei weitem nicht immer und m.W. an keiner Stelle der Animal Liberation – eine Einschränkung hinzufügt, deren grundlegende Bedeutung vom philosophisch weniger kundigen Leser womöglich nicht verstanden wird. Sie lautet: other things being equal (unter im übrigen gleichen Bedingungen). Wenn ein Kind und das Junge einer Ratte beide starke Zahnschmerzen haben, verdienen sie dann dieselbe Rücksichtnahme, wenn wir außerdem annehmen, daß keine weiteren durch die Schmerzen hervorgerufenen relevanten Unterschiede zwischen beiden bestehen würden. Da aber durch die Schmerzen eines Kindes – wie es Singer offenbar selber sieht – in aller Regel mehr Interessen durchkreuzt werden, als durch die Schmerzen einer Ratte durchkreuzt werden, fallen seine Schmerzen eben doch stärker ins Gewicht, auch wenn sie gleich stark sind wie die Schmerzen der Ratte, ja oft auch dann, wenn sie weniger stark sind als die der Ratte.

Nach diesen Ausführungen schauen wir, meine ich, reichlich ernüchtert auf Singers Gleichheitsforderung. In der Realität und unter Miteinbeziehung aller Nebenwirkungen dürften also gleichstarke Schmerzen bei Menschen und Tieren zumeist von ungleichem Gewicht sein, d.h. bedeutsamer beim Menschen als beim Tier. Das Wesen des Schmerzes und auch anderer Leidensformen ist es ja, das Gesamtbefinden der betroffenen Individuen zu beeinträchtigen. Wenn aber Menschen im Normalfall über eine reichere Interessenwelt verfügen als Tiere, haben sie durch Schmerzen auch mehr Interessendurchkreuzungen zu beklagen. Hinzu tritt, daß Menschen im Vergleich zu Tieren oder doch den meisten Tieren tiefere soziale Bindungen unterhalten. Es ist unwahrscheinlich, daß die Rattenmutter im selben Ausmaß um die Zahnschmerzen ihres Jungen besorgt ist oder sogar mit ihm mitleidet, wie es bei der Menschenmutter gegenüber ihrem Kind der Fall ist. Singer selbst jedenfalls, wie seine Replik auf Arnison zeigt, scheint dieser Ansicht zu sein.

3.5.3 Nach dem bisher Gesagten könnten wir vermuten, daß unterschiedliche Formen von Tiernutzungen, insbesondere aber viele der heute durchgeführten medizinischen Tierversuche, die auf Minderung menschlichen Leidens und Verlängerung menschlichen Lebens zielen, mit Singer gerechtfertigt werden können. Zwei Einwände Singers müssen wir hier jedoch noch diskutieren.

Es handelt sich erstens um das in meiner Darstellung der Animal Liberation bereits erwähnte Argument der Grenzfälle: Was wir auch meinen, mit einem leidensfähigen Tier tun zu dürfen, wir müßten, um uns nicht des Speziesismus schuldig zu machen, bereit sein, dasselbe mit einem Menschen zu tun, der ein ähnliches mentales Niveau wie das betreffende Tier hat. Die menschlichen Grenzfälle (auf englisch: marginal cases), an die Singer hier denkt, sind Säuglinge, geistig Schwerstbehinderte oder hochgradig Senile. Singer gebraucht dieses Argument, wie er in der Praktischen Ethik (1994: 109) schreibt, um "den Status der Tiere zu heben, nicht aber, den der Menschen zu senken". Läuft Singers Position also doch auf die Verwerflichkeit der meisten Formen von Tiernutzung hinaus? Bezeichnenderweise nennt er selbst nur sehr extreme und zudem gänzlich fiktive Fälle von Tierversuchen, die er für gerechtfertigt halten würde: wenn z.B. durch einen Versuch alle Formen von Krebs geheilt werden könnten.

Hier ist es hochinteressant, in ein Interview zu schauen, das Singer vergangenes Jahr für die deutsche Wissenschaftszeitschrift Universitas gab. Er wurde darin gefragt, ob er dafür eintrete, daß Neugeborene, obwohl sie seiner Auffassung nach noch keine Personen sind, ein volles Lebensrecht erhalten sollten. Singer (1998: 675f.) sagt: "Der entscheidende Grund, einen Anspruch auf Leben zu haben – wir können hier auch vom Recht auf Leben sprechen – ist die Fähigkeit, sich selbst als ein Wesen anzusehen, das über die Zeit existiert...Nun glaube ich wirklich nicht, daß sich dies bereits in den ersten Lebensmonaten einstellt..." Dann aber fährt er fort, daß eine moralische Regel klar handhabbar sein müsse sowie um- und durchsetzbar. Da die Geburt eine klar sichtbare Demarkationslinie sei, sollten wir auch das Neugeborene unter den Schutz eines strengen Tötungsverbots stellen. Schließlich verdeutlicht er noch einmal: "...die Überlegungen, die uns zu der Entscheidung führen, wie ein Gesetz gestaltet werden soll, sind andere als die, die uns – in einem philosophischen Seminar, in abstrakter philosophischer Erörterung – zur Entscheidung führen, was wir als Gründe für ein Recht auf Leben ansehen." (676)

Mein Gedanke hierzu: Vielleicht gilt ja auch das Argument der Grenzfälle nur für die abstrakte philosophische Erörterung. Aus Gründen einer handhabbaren – und das heißt auch: Mißbräuchen und gravierenden Nebenwirkungen vorbeugenden – Praxisnorm würde es sich nun wirklich anbieten, die menschlichen Grenzfälle wie die anderen Menschen zu behandeln und zu schützen und für eventuelle Experimente eben doch nur Tiere heranzuziehen. Noch hat sich Singer m.W. nicht in dieser Weise geäußert. Doch wir selbst können diesen Gedankenschritt machen, ohne in offenen Widerspruch zu ihm zu geraten.

3.5.4 Der zweite Einwand, den Singer gegen die hier vorgenommene Interpretation seiner Tierethik erheben würde, bezieht sich auf die Problematik der Tötung von Tieren. In den der Animal Liberation nachfolgenden Veröffentlichungen Singers sind immer wieder Äußerungen zu finden, daß Hunde, Katzen, Schweine, ja Hühner Personen sein könnten bzw. es keine Sicherheit gebe, daß es keine Personen sind. Daneben vertritt Singer, worauf ich bereits hingewiesen habe, die These, daß wir nach dem Zweifelsprinzip alle Lebewesen, die vielleicht Personen sind, ganz wie Personen behandeln sollten. Wenn aber Säugetiere und Vögel, weil sie Personen sein könnten, einen vollen Lebensschutz erhalten sollten, würde sich ein sehr großer Teil aller Tiernutzung nach Singer eben doch verbieten.

Der Philosoph Varner (1994: 25) schreibt hierzu, daß es wirklich nicht schwer sei, über das Ausmaß des Vorkommens von Selbstbewußtsein in der Natur anderer Auffassung zu sein als Singer. Bezogen auf Singers Hauptmerkmal des Personseins, daß Lebewesen bewußte zukunftsgerichtete Wünsche hegen, fährt er fort: "Probably most mammals have forward-looking desires, but the future to which they look is doubtless a very near one." (Vielleicht haben alle Säugetiere vorausschauende Wünsche, aber die Zukunft, auf die sie sich beziehen, ist ohne Zweifel eine sehr nahe.)

Von zwingender Überzeugungskraft ist Singers Position zum Personsein aller Säugetiere und Vögel also nicht. Hinzu tritt, daß wir in diesem Punkt mit Singer differieren können, ohne andere wichtige Thesen seiner Tierethik zu verletzen. Tatsächlich haben auch eine Reihe von Philosophen Singers zentrale Forderung nach Einbeziehung der Tiere in den Geltungsbereich des Gleichheitsprinzips bejaht, ohne ihm darin zu folgen, alle Säugetiere und Vögel als Personen anzusehen. Dies gilt in Deutschland z.B. für die Philosophen Norbert Hoerster (1993) und Klaus Peter Rippe (1994, 1995). Beide sind der Auffassung, daß der Konsum von Fleisch, wenn es aus artgerechter Tierhaltung bezogen wird, mit der Befolgung von Singers Gleichheitsprinzip vereinbar sei.

Dennoch ist nicht zu bestreiten, daß Singer selbst die Tötung von Säugetieren und Vögeln zum Zweck der Fleischgewinnung für verwerflich hält, weil die betroffenen Opfer Personen sein könnten. Eine andere Situation besteht jedoch im Falle der Tötung von Tieren in biomedizinischen Tierversuchen, die darauf zielen, menschliches Leben zu retten bzw. zu verlängern. In diesen Zusammenhang gehört auch die in jüngster Zeit so viel diskutierte – bisher aber noch nicht zum therapeutischen Einsatz gekommene – Xenotransplantation, die Verpflanzung tierischer Organe in Körper von Menschen.

Aus verschiedenen Texten und Textstellen Singers geht hervor, daß er selbst bei der Frage des Lebenswertes von Lebewesen nicht nur zwischen Personen und Nichtpersonen unterscheidet, sondern, um bestimmte Konfliktfälle zu lösen, zusätzliche Unterschiede einführt je nach dem, wie stark entwickelt die Personeneigenschaften eines Lebewesens sind.

In Ten Years of Animal Liberation (1985: 48ff.) weist Singer einen Widerspruch im Werk des Tierrechtsphilosophen Tom Regan (1983) nach. Obwohl Regans Grundthese lautet, daß das Leben aller Säugetiere – von Mäusen bis zu Menschen – denselben inhärenten Wert besitzt und deshalb auch denselben moralischen Schutz genießen sollte, argumentiert er an einer Stelle, daß im Falle eines überfüllten Rettungsbootes, auf dem sich neben vier normalen Menschen auch ein Hund befindet, als erster der Hund und nicht etwa einer der Menschen über Bord gehen müsse. Der Grund, so Regan, liege darin, daß der Tod für einen Menschen von größerem Schaden sei als für einen Hund. Denn der vorzeitige Tod eines Menschen hindere diesen an mehr lebenswerten Erfahrungen – der Zahl wie der Verschiedenheit nach –, als es beim Hund durch einen vorzeitigen Tod der Fall wäre.

Zu Recht erkennt Singer, daß diese Argumentation mit der Idee vom gleichen inhärenten Wert aller Säugetiere nicht vereinbar ist. Das von ihm vertretene Prinzip der gleichen Interessenberücksichtigung, meint Singer, böte dagegen keine Probleme zu argumentieren, daß Menschen ein größeres Lebensinteresse hätten als Hunde. Entweder könne man sagen, daß dem Menschen größere Befriedigungsmöglichkeiten in seinem Leben offenständen oder daß er, nicht aber der Hund, über Pläne, Hoffnungen und Wünsche verfüge, deren Erfüllung durch den Tod bedroht sind.

Diese, aber auch andere Stellen in Singers Werk zeigen, daß ihm zufolge in Situationen, in denen Leben gegen Leben steht, diejenigen Lebewesen vorrangig zu retten seien, deren mentales Niveau das der anderen übertrifft. Für einen Utilitaristen ist die Rettungsboot-Situation nicht prinzipiell verschieden von der Situation eines Tierversuchs mit dem Ziel der Rettung oder Verlängerung von Menschenleben. Besonders deutlich ist die prinzipielle Übereinstimmung des Rettungsboot-Falles mit dem der Xenotransplantation. Ob ein Hund über Bord gehen muß, damit ein Mensch im Rettungsboot überleben kann, oder ob ein Schwein getötet und sein Herz einem Menschen implantiert wird, der ansonsten hätte sterben müssen, ist, utilitaristisch betrachtet, als gleichwertig anzusehen.

Dennoch hat sich Singer, weil er vermutet, daß Schweine Personen sind, gegen die Xenotransplantation ausgesprochen (Singer 1992; Hutchinson/Singer 1995). Der deutsche Philosoph Edgar Dahl (1998) wirft ihm in seiner Arbeit zur ethischen Problematik der Xenotransplantation deshalb Inkonsequenz vor.

Hiermit möchte ich die Diskussion um die Frage, worauf Singers Tierethik für die Praxis hinausläuft und welche Formen menschlicher Tiernutzung wir mit Singer rechtfertigen können, abschließen. Offenbar gibt es verschiedene Lesarten Singers, so daß er einigen als konsequenter und brilliant argumentierender Anwalt der Tiere und Vertreter einer ganz neuen Moral erscheint, anderen aber, meist solchen, die ihn zum zweiten und dritten Mal lesen, als ein Autor, mit dem sich unterschiedliche Formen der Bevorzugung des Menschen rechtfertigen lassen, und dessen Werk Unklarheiten und Widersprüche zeigt.

M.E. ist Singer mehr in rhetorischer Hinsicht ein Tierbefreier; wenn man seine Thesen sachlich prüft, ist er dies in wesentlich geringerem Maße. Woran, wenn mein Urteil zutrifft, könnte das liegen? Denkbar ist, daß die von Singer verwendeten utilitaristischen Prinzipien nicht das zu leisten vermögen, was er mit ihnen erreichen wollte, daß sich sein utilitaristischer Ansatz sozusagen als ein widerspenstiges Kind erwies. Denkbar ist auch, daß Singer ein abgesichertes und zeitloses Werk beabsichtigte, das heute vor Tierrechtlern, morgen aber auch vor anders Orientierten bestehen kann. Möglich, ja wahrscheinlich ist, daß Singer absichtlich provoziert, um nachhaltig und möglichst endgültig die Meinung zu überwinden, daß Tiere nur Dinge sind.

 


(Vortrag, gehalten am 29. April 1999 im Kolloquium zur Ethik und Geschichte der Medizin, Thema "Tierethik", an der Georg-August-Universität Göttingen.)

Anmerkung:

(1) Peter Singer: Animal Liberation. Die Befreiung der Tiere. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 1996. Alle Zitate im Folgenden sind dieser Ausgabe entnommen und werden nur mit einfacher Nennung der Seitenzahl nachgewiesen.

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Jörg Klein, geboren 1949, Studium der Soziologie, Politik, Germanistik und Geschichte an der Universität Göttingen; 1989 Promotion im Fach Soziologie; seit 1996 Mitarbeiter am Institut für Ethik und Geschichte der Medizin der Universität Göttingen.
Arbeitsschwerpunkte: Judenverfolgung, Soziobiologie, Tierethik.
Wichtigste Veröffentlichungen: Inzest: Kulturelles Verbot und natürliche Scheu. Opladen: Westdeutscher Verlag, 1991; zusammen mit Uta Schäfer-Richter: Die jüdischen Bürger im Kreis Göttingen 1933-1945. Göttingen: Wallstein, 1992.



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